Co-Creation virtuell: Fünf Tipps in Zeiten von #socialdistancing

Written by
Ina Hergeth
Senior Consultant Digital und Social Media

Bin ich kreativ? Ich bin mir sicher, nicht alle würden sich diese Frage sofort mit „Ja, klar?!“ beantworten. Das ist die falsche Einstellung. Denn Kreativität hat nur wenig mit Talent zu tun, dagegen sehr viel mit der richtigen Haltung, Methoden, Einfluss durch andere Disziplinen, Input von anderen. Und sicherlich auch mit der Dynamik, die entsteht, wenn wir mit Kolleg*innen am Flipchart stehen und fachsimpeln, gemeinsam Themen auf Post-Its schreiben, uns über den Tisch verrückte Ideen zurufen und sie für den nächsten Ansatz wieder über Bord werfen. Doch ist physische Nähe nur eine Voraussetzung von vielen. Dass wir uns im Moment nicht nahe sein können, sollte uns nicht davon abhalten, gerade jetzt die beste Idee unseres Lebens zu haben. Die gute Nachricht ist: Auch virtuelle Brainstormings haben Potential. Vielleicht sogar einiges an Potential, das uns bisher offline entgangen ist.

Bei Miro können Teilnehmer*innen gleichzeitig auf eine Mindmap zugreifen und sich austauschen

Fünf Tipps, damit eure Kreativ-Session auch in Zeiten von #socialdistancing ein Erfolg wird.

  • #1: Auch Online-Tools bieten Flipchart, Post-Its und Co: Brainstorming-Moderator*innen setzen meist auf Flipcharts, Marker, Worksheets und Post-Its. Auch viele Tools stellen diese Hilfsmittel zur Verfügung. Das Online-Whiteboard Miro zum Beispiel bietet Teams die Möglichkeit, visuell und in Echtzeit zusammenzuarbeiten. Es hat eine eigene Videofunktion und eine Reihe von Templates, wie Mindmaps, Brainwriting Maps oder Kanban Frameworks. Hilfreich ist auch die Miro-App, die es Teilnehmer*innen mit nur einem Bildschirm im Homeoffice erlaubt, selbst per Tablet oder Smartphone an kleineren Aufgaben zu arbeiten. So behalten sie leichter den Überblick über den Fortschritt der Session am Hauptbildschirm. Ein weiterer Vorteil von Online-Tools: Die Ergebnisse sind digital und man kann sie im Anschluss an die Session in der Regel exportieren und damit weiterarbeiten. Die Anzahl an Tools ist groß, man muss einige ausprobieren, um den Anbieter zu finden, der die eigenen Anforderungen am besten erfüllt.
  • #2: Struktur sorgt für Orientierung: Auch kreative Prozesse brauchen Struktur. Das gilt für klassische Brainstormings und für virtuelle noch viel mehr. Bietet euren Teilnehmer*innen einen Rahmen, so dass sie bei jeder Aufgabe genau wissen, was zu tun ist. Auch, wenn gerade jeder für sich arbeitet. Das kann eine angeheftete Notiz auf dem digitalen Board sein, das ihr für die Arbeit verwendet. Fragen dürfen natürlich auch zwischendurch gestellt werden, doch achtet darauf, dass ihr vorher einen separaten Ort wie zum Beispiel einen Chat anbietet, damit die anderen nicht gestört werden. Und teilt die Antworten auch in der großen Runde, wenn sie Mehrwert für alle haben.
  • #3: Kreative Impulse geben: Donald Trump und Greta Thunberg versöhnen sich und laden zum gemeinsamen Klimafestival? Klingt unmöglich, aber solche Szenarien können für eure Teilnehmer*innen die Spielwiese sein, auf der sie sich austoben können. Denn wer eine Vorstellung davon hat, wohin und wie weit es gehen kann, kann auch soweit und vielleicht auch darüber hinausdenken. Versetzt die Teilnehmer*innen in eine Welt aus Bildern, Videos, Kampagnen von anderen Unternehmen, die inspirieren und dazu motivieren, selbst noch bessere Ideen zu entwickeln. Das kann online noch besser funktionieren als offline, weil alle mit einem Bildschirm ausgestattet sind und auch selbst kleinere Recherchen machen und mit anderen teilen können.
  • #4: In Gruppen für Austausch sorgen: In der Zusammenarbeit mit anderen kommen uns mehr Ideen als alleine zu Hause am Küchentisch. Es gibt Teilnehmer*innen, die sprechen einfach gerne, für sie ist es auch in einem Zoom-Call mit zehn Personen kein Problem, zu Wort zu kommen. Doch nur weil eine*r laut ist, hat sie oder er nicht automatisch gute Ideen. Um auch in kleineren Gruppen für Austausch zu sorgen, hilft es, separate Räume zu schaffen. Das können Breakout Rooms bei Zoom sein oder private Chats auf Slack oder einem anderen Kollaborationstool. Gleiches empfiehlt sich natürlich auch für Aufgaben für kleinere Teams, wie Trend Tickle, wo zwei Teilnehmer*innen ein Trend Thema erhalten und dieses mit dem Brainstorming-Thema in Verbindung bringen.
  • #5: Offline-Methoden online einsetzen: Viele Brainstorming-Methoden lassen sich gut für virtuelle Brainstormings nutzen. Auf der Suche nach Themen? Versucht doch einfach mal die 6–3–5 Methode, bei der sechs Teilnehmer fünf Minuten lang drei Ideen entwickeln. Danach wird getauscht und die anderen erhalten ebenfalls fünf Minuten, um die Ideen des Vorgängers weiterzuentwickeln — und so weiter. Nach einer halben Stunde generieren die Teilnehmer*innen mit dieser Methode im Idealfall mehr als 100 Ideen. Hinterlegt das Template an einem Ort, auf den alle gleichzeitig zugreifen und bearbeiten können. Methoden, die auf mündlichen Austausch angewiesen sind, funktionieren genauso, wenn man eine Reihenfolge der Teilnehmer*innen vorab vorgibt. Ab einer gewissen Gruppengröße sollte man auf separate Räume für die Gruppenarbeit ausweichen und zum Abschluss Ideen in der ganzen Gruppe vorstellen lassen.

Brainstormings in virtuellen Räumen können der Ausgangspunkt für neue Ideen sein, um gemeinsam mit anderen die Perspektive zu verändern, weiterzudenken und neue Ansätze für Kampagnen zu finden. Mit Kolleg*innen an einem Thema arbeiten und anschließend ein Ergebnis vor Augen zu haben, zu dem man einen Beitrag geleistet hat, macht stolz. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, das Teams brauchen, um sich in Zeiten von #socialdistancing nah zu sein.

Written by
Ina Hergeth
Senior Consultant Digital und Social Media